Fachkräftemangel? So begeistern Sie Mitarbeitende für Ihr Unternehmen

Das Finden und Halten von guten Fachkräften ist kein Problem für Unternehmen, die als attraktive Arbeitgeber gelten

Engagierte Mitarbeiter

August 2020  I  6 Minuten  I  Unternehmen, Produktivität

40% der Baufirmen bezeichnen den anhaltenden Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko.

Stehen auch in Ihrem Unternehmen 2020 alle Zeichen auf Corona? Vermutlich –  aber über Abstandsregeln, Hygienevorschriften und dem Umgang mit Quarantänezeiten in Ihrem Team oder bei Subunternehmern dürfen auch andere drängende Fragen nicht vergessen werden.

Denn schon auf Platz 2 der grossen Herausforderungen für das Bauwesen steht, nach wie vor, der Fachkräftemangel: Trotz der pandemiebedingten gesunkenen Arbeitskräftenachfrage in der Branche werden Facharbeiter noch immer schmerzlich vermisst. Das hat verschiedene Gründe:

  • 37% der Unternehmen im Baugewerbe können nicht alle Lehrstellen besetzen: Die Baubranche hat ein Imageproblem.
  • 23% der Mitarbeitenden im Baugewerbe gehen in den nächsten 5-10 Jahren in den Ruhestand – das ist beinahe ein Viertel der Beschäftigten.
  • Ca. 66% der Mitarbeitenden, die aus der Bauwirtschaft in andere Industrien abwandern, sind ausgebildete Fachkräfte.

Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten Strategien vor, wie Sie sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren und so dem Fachkräftemangel ein Schnippchen schlagen.

1. Das Bauwesen befindet sich im Wandel

Nehmen Sie Ihren Mitarbeitenden die Angst vor Veränderungen

Digitalisierung, Automatisierung und das steigende Bewusstsein für Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen verändern die Welt – und auch das Bauwesen. So notwendig diese Veränderungen auch sein mögen: von Angestellten werden sie zunächst oft kritisch beäugt. Gewohnheiten und eingespielte Arbeitsweisen sorgen für ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle und werden nur ungern aufgegeben. Eine Ihrer wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren dürfte es also sein, Ihre Mitarbeitenden auf Veränderungen einzustellen und Begeisterungen für Wandlungsprozesse zu erzeugen.

 

So führen Sie Ihre Mitarbeitenden erfolgreich durch Veränderungen

Das aktive Einbinden der Mitarbeitenden ist das A und O in diesem Prozess. Erkundigen Sie sich nach den Ängsten in Ihrem Team: Scheuen Ihre Mitarbeitenden den Wandel, weil sie befürchten, mit neuen Technologien oder Arbeitsweisen nicht zurecht zu kommen? Haben sie Angst, ihr Wissen sei künftig obsolet?

Greifen Sie diese Fragen auf und beraten gemeinsam mit der Belegschaft, wie Sorgen beim Thema Wandel aus der Welt geschafft werden können.

2. Verhindern Sie Abwanderung von Fachkräften

Verbessern Sie die Sicherheit am Arbeitsplatz

38% der Baubeschäftigen wandern aus gesundheitlichen Gründen in baufremde Branchen ab.

Bauarbeiten umfassen regelmässig gefährliche Aufgaben, das liegt in der Natur der Sache. Doch gerade, weil einige Risiken unvermeidlich sind, ist es unerlässlich, dass Ihre Mitarbeitenden alle relevanten Sicherheitsmassnahmen verstehen und auch umsetzen. Sind Ihre Mitarbeitenden bei der Arbeit unnötigen Risiken ausgesetzt, dann ist eine unmotivierte Einstellung fast unvermeidlich.

Das gilt übrigens nicht zuletzt für die neuen Corona-Bestimmungen. Ihren Mitarbeitenden muss bewusst sein, dass ihre Gesundheit an erster Stelle steht.

Engagierte Mitarbeiter mit Maske

Und so packen Sie es an:

Führen Sie regelmässige Sicherheitsschulungen mit allen Mitarbeitenden durch und sorgen Sie für Arbeitsgerätschaften, die auf dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik sind. Dazu zählen auch Technologien, die eher vor Langzeitschäden als vor Unfällen schützen. Denn die Abwanderung in andere Industrien sind nicht zuletzt Ausdruck einer Sorge vor Staublunge, Gelenkschäden einer vorzeitigen Arbeitsunfähigkeit in relativ jungen Jahren.

Sie schaffen damit nicht nur eine sichere Arbeitsumgebung, sondern verbessern gleichzeitig das Engagement Ihrer Mitarbeitenden.

 

3. Fördern Sie Ihre Mitarbeitende

Bilden Sie aus, bilden Sie weiter

51% der Unternehmen, die bereits vom Fachkräftemangel betroffen sind, wollen mit vermehrter Weiterbildung gegensteuern.

Aus- und Weiterbildungspläne sind ein Gewinn für Sie und Ihre Mitarbeitenden: Für Sie, weil Sie dadurch genau die Mitarbeitenden, die Ihr Unternehmen braucht, fördern und mit Qualifikationen ausstatten können, die für Ihr Unternehmen erfolgversprechend sind.

Und Ihre Mitarbeitenden schätzen die Möglichkeit zur Weiterbildung: Knapp ein Drittel Ihrer Mitarbeitenden sind wahrscheinlich zwischen 25 und 40. Diese Generation wünscht sich von ihrem Arbeitgeber mehr als ein gutes Gehalt: Für sie sind Fortbildung, Kompetenzaufbau und eigene Verantwortungsbereiche mindestens ebenso wichtig. Aber auch bei ihren älteren Kollegen kommt der Aspekt «Fortbildung und Training» häufig zu kurz: Sie möchten ihr Wissen auffrischen und erweitern, um nicht den Anschluss zu verlieren oder um mehr Verantwortung übernehmen zu können.

 

So können Sie vorgehen:

Ausbildungsplätze sind Ihre beste Option, sich loyale, fähige Mitarbeitende aufzubauen. Aber auch wenn ein Ausbildungsplatz nicht Teil Ihrer Unternehmensstrategie ist: Besprechen Sie mit Ihren Mitarbeitenden, welche Weiterbildungen interessant und für Ihr Unternehmen gewinnbringend sein könnten. Ein konkreter Zeitplan für Schulungen, Trainings etc. hilft, Weiterbildungspläne auch umzusetzen, ohne dass sie im hektischen Baualltag ins Vergessen geraten.

4. Sorgen Sie für effektive Arbeitsmittel

Sortieren Sie veraltete Technologien aus

Was viele Mitarbeitende auf europäischen Baustellen eint, ist die Frustration über veralteten Technologien oder Werkzeuge. Tatsächlich gaben ganze 26% der Bauarbeiter in einer Umfrage im Bauwesen an, dass ihnen die richtigen Geräte oder neue Technologien fehlen, um ihre Arbeit optimal und zügig erledigen zu können.

Es ist also an der Zeit, den Werkzeugkasten und die Arbeitsmethoden Ihres Teams aufzurüsten. Denn: Die guten Leute wollen auch die besten Geräte benutzen. Sie beschäftigen sich mit neuen Technologien und wollen diese auch einsetzen können, anstatt sich mühsam mit veralteten Systemen herumzuplagen.

 

So gelingt das – ohne grossen Aufwand:

Inventur? Da verdrehen die meisten Mitarbeitenden verständlicherweise schnell die Augen. Eine Inventur samt Überprüfung und Wartung der Geräte kann extrem zeitaufwendig sein. Die gute Nachricht: Heute bieten viele Gerätehersteller Software- und Dienstleistungslösungen an, die Ihnen diese lästigen Aufgaben abnehmen oder erleichtern. Einige dieser Angebote beinhalten sogar automatische Geräteupdates, kostenlose Wartung und einen automatisierten Terminkalender für Geräteprüfungen.

5. Keine Chance für Missverständnisse

Ermöglichen Sie effiziente Kommunikation

Laut einer Roland Berger Studie verbringen Bauleiter fast 90% ihrer Arbeitszeit mit Kommunikation. Kein Wunder: Die Bedingungen auf dem Baustellenalltag ändern sich ständig. Wetter, Verkehr, gesetzliche Bestimmungen und das Zusammenspiel verschiedener Gewerke beeinflussen den individuellen Tagesablauf erheblich. All diese Informationen müssen zwischen Mitarbeitern, Projektteilnehmern und Subunternehmern erfasst und verteilt werden.  

Über die sich täglich ändernden Prioritäten sollten Ihre Mitarbeitende zumindest grob Bescheid wissen. Denn ohne regelmässige Aktualisierungen fühlen sich Ihre Mitarbeitende uninformiert und sind schnell frustriert. Zuverlässige Kommunikation zeigt Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden und ermöglicht auch Ihnen einen produktiveren Tagesablauf. 

 

So können Sie das Thema angehen:

Hier hilft es schon, Ihre Mitarbeitede einzubinden: Überlegen Sie mit Ihren Mitarbeitenden, welche Form des täglichen Updates für Ihr Unternehmen Sinn ergibt: Eine 15-Minütige Besprechung am Morgen über den Stand des Projekts und Probleme, die möglicherweise am Vortag aufgetreten sind? Oder ist eine WhatsApp am Morgen mit einem kurzen Lagebericht sinnvoller? Es gibt heute zahlreiche App-Angebote von Bautagebüchern über Zeiterfassung bis hin zur Terminplanung, die Ihre Kommunikation und Informationsverwaltung unterstützen. 

6. Gehen Sie neue Wege

Nutzen Sie Frauenpower für Ihren Unternehmenserfolg

Rund 15% der Beschäftigten im Baugewerbe sind Frauen – Tendenz steigend.

Das Bild vom klassischen Bauarbeiter ist allseits bekannt – anpackend, kräftig und: männlich. Aber warum eigentlich? Die üblichen Klischees von der harten Arbeit, die Frauen allein wegen der Kraftanstrengung nicht schaffen können, ziehen nicht mehr: Natürlich, der Alltag auf dem Bau ist körperlich anstrengend – aber das sind zum Beispiel (vornehmlich weiblich besetzte) Pflegeberufe ebenfalls. Zudem sorgen technologische Entwicklungen dafür, dass die körperliche Belastung auf der Baustelle stetig abnimmt. 

3 Bauarbeiter mit Laptop

Und tatsächlich interessieren sich immer mehr Frauen für Bauberufe: Nachdem sie bereits ein Drittel der Architekten und Ingenieure stellen, ziehen sie nun vermehrt in den ausführenden Berufen und in handwerklichen Ausbildungen nach. So liegt der Frauenanteil in Teilbereichen des Baugewerbes, wie zum Beispiel der Baustellenvermessung, inzwischen bei fast 25%.

Auch die Bauunternehmen selbst erkennen inzwischen den Vorteil einer «gemischten Mannschaft»:

  • Frauen helfen dabei, den bestehenden Mangel an Fachkräften zu füllen. Das wird vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels auch im Baugewerbe immer wichtiger.
  • Unternehmen mit gemischter Belegschaft wirtschaften laut Studien effizienter, sind innovativer und weisen ein besseres Arbeitsklima auf.
  • Mitarbeiterinnen weisen oft eine hohe Motivation aus: Sie wollen sich in der «Männerdomäne» behaupten.

 

So durchmischen Sie Ihr Team für mehr Produktivität:

Sprechen Sie auf Lehr- und Azubimessen gezielt Kandidatinnen an. Nutzen Sie neue Medien zur Rekrutierung. Verweisen Sie auch auf Aus- und Weiterbildungspläne, die Sie vielleicht haben – gerade mit der Möglichkeit, Ihr Unternehmen in studienbegleitende Praxisphasen kennenzulernen, machen Sie Ihr Unternehmen attraktiv.

Zum Abschluss: Ein kleines Glossar

Zum Thema Mitarbeitendeentwicklung stehen viele Begrifflichkeiten und Strategien im Raum. Hier stellen wir Ihnen in Kürze die vier wichtigsten vor:

1. Job Enrichment

Job Enrichment umfasst die Vergrösserung der Entscheidungs- und Kontrollspielräume. Der Mitarbeiter soll fachübergreifende Kompetenzen entwickeln.


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2. Job Enlargement

Job Enlargement bedeutet eine Ausweitung des Tätigkeitsbereichs. Der Mitarbeitende übernimmt vor- oder nachgelagerte Querschnittsaufgaben und ist dadurch flexibler einsetzbar.

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3. Job Rotation

Job Rotation umfasst einen systematischen Tausch von Arbeitsaufgaben. Der Mitarbeitende entwickelt neue Fertigkeiten, erweitert sein Fachwissen und erlebt seinen Arbeitsalltag als abwechslungsreicher.

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4. Empowerment

Empowerment ist die Einbeziehung der Mitarbeitenden in Problemlösungen und Aufgaben mit erweitertem Verantwortungsbereich. Diese Art von Einbindung steigert die Motivation.

 

Mitarbeitendezufriedenheit hat viele Facetten

Wir wollen Ihnen helfen, den Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen zu bekämpfen und Ihre Mitarbeitenden zufrieden zu stellen.

Worüber möchten Sie mehr erfahren? Was sind Ihre Fragen? Und wären Sie zum Beispiel an einem E-Book oder Webinar interessiert, das sich ganz spezifisch Ihren Bedürfnissen widmet?

Stellen Sie uns Ihre Fragen in diesem kurzen Formular.

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